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29. Juli 2021

Dieselgate

Auswirkungen des VW-Software-Updates

Das VW-Software-Update soll Diesel mit manipulierten Abschalteinrichtungen wieder „sauber“ machen. Doch ist das wirklich zu empfehlen? Dieselfahrer berichten von kaputten AGR-Ventilen, höherem Spritverbrauch und nachlassender Leistung.

Software-Update für Seat Leon: Aktionscode 23CJ

Update: 01.07.2021: Viele Dieselfahrer mit dem Modell Seat Leon bekommen derzeit ein Schreiben vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und von VW-Tochter Seat. Sie werden unter dem Aktionscode 23CJ zum Software-Update gebeten. Verbaut ist der Motortyp EA 288.

Software-Update Golf 7: VW Aktionscode 23AV

Unter dem VW Aktionscode 23AV hat Volkswagen im Mai 2020 auch für Modelle mit dem Motortyp EA 288, der ebenfalls manipuliert ist, ein Software-Update angeboten. Das Schreiben vom KBA haben Besitzer des Golf VII mit dem Dieselmotor EA 288 erhalten.

In der Begründung von VW hieß es dazu, dass VW beim Dieselgipfel 2017 Software-Updates „als wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Luftqualität in deutschen Städten“ zugesagt habe.

AGR-Ventil defekt nach Software-Update?

Autofahrer berichten, dass das Ventil für die Abgasrückführung (AGR-Ventil) nach dem Software-Update nicht mehr einwandfrei funktioniert. Schon nach wenigen Kilometern, so Betroffene, sei das AGR-Ventil verrußt.
Das Software-Update ist möglicherweise die Ursache der Probleme.  Beim Update wird unter anderem das Motorsteuergerät so programmiert, dass die Abgasrückführraten erhöht werden, um den Ausstoß von Stickoxiden zu senken.

Das ARG-Ventil spielt besonders nach dem Software-Update eine Rolle (Foto: Sven Mildner, Freiberg)

Allerdings kann das AGR-Ventil auch aus anderen Gründen ausfallen, etwa wenn Leitungen oder Kontakte nicht mehr richtig arbeiten. Außerdem handelt sich bei dem Ventil um ein Verschleißteil, das nach einigen tausend Kilometern defekt sein kann – einfach aus „Altersschwäche„.

Die Ursache des Ausfalls des AGR-Ventils lässt sich also nicht immer ganz eindeutig feststellen. Genau diesen Zusammenhang müsste man aber nachweisen, um Kosten für eine mögliche Reparatur erstattet zu bekommen.

Das ARG-Ventil kann nach dem Software-Update verrußen (Foto: Sven Mildner, Freiberg)

Auswirkungen des VW Software-Updates auf Motoren

Eine weitere Befürchtung: Das VW-Software-Update könnte sich negativ auf den Motor auswirken. Immer wieder berichten Dieselfahrer von Motorschäden, z. B. nach dem freiwilligen Software-Update 23X4 für Golfbesitzer. Auch kam es vermehrt zu unruhig laufenden Motoren, verstopften Dieselfiltern und einem erhöhten Kraftstoffverbrauch.

Final belegen lässt sich dies allerdings nicht. Tests vom ADAC von VW 1.6 TDI, VW 1.2 TDI und VW 2.0 TDI (Motor EA 189) ergaben keine Auffälligkeiten.

Warum das Software-Update die Dieselprobleme nicht lösen kann:

Weitere mögliche Folgen

Einige Dieselfahrer berichten von folgenden Problemen: Verminderte Laufleistung, höherer Spritverbrauch, unangenehme Gerüche, Gebläse.

Auch hier gilt: Nachgewiesen sind diese Auffälligkeiten bis jetzt nicht sicher. So bleibt Betroffenen nur, sich auf die Kulanz von VW zu verlassen.

Was tun, wenn mein Auto nach dem VW-Software-Update kaputt ist?

Einen Zusammenhang zwischen Software-Update und technischen Problemen schließt VW aus. Andererseits hat der Konzern angeboten, eventuelle Probleme auf Kulanz zu beheben.

Das kann man so lesen: Das Software-Update kann also durchaus negative Auswirkungen auf das Fahrzeug haben. Zugeben möchte VW das aber so direkt nicht. Wer nach dem Update Probleme bekommt, sollte sich schnell an seine Werkstatt wenden. Hier kann geklärt werden, ob die Reparatur bei VW auf Kulanz durchgeführt werden kann.

Achtung: Das Kulanz-Angebot für eine VW-Reparatur gilt nur

    • bis zu zwei Jahre nach dem Update
    • und bis zu einer Gesamtlaufleistung von maximal 250.000 Kilometern.

Wenn VW eine Kostenübernahme verweigert, ist eventuell der Zeitraum schon überschritten oder es handelt sich um normale Verschleißerscheinungen.

Was passiert, wenn man kein Update durchführt?

Die Auswirkungen des VW-Software-Updates fürchten die meisten Dieselbesitzer. Das Update soll den Diesel zwar sauberer machen. Bei Dieselfahrverboten ist es aber nutzlos.
In diesem Fall hilft ein Diesel-Hardware-Update. Daher verzichten viele Autofahrer gleich ganz auf das VW-Update. Wer aber einen Diesel mit illegaler Abschalteinrichtung fährt und das VW-Software-Update verweigert, riskiert die Stilllegung des Fahrzeuges.

Das Software-Update rückgängig machen

Einige Dieselfahrer möchten das VW Software-Update rückgängig machen, da sie die möglichen Folgen fürchten. Es gibt Tuning Werkstätten, die diese Maßnahme anbieten. Dabei existieren unterschiedliche Möglichkeiten, die Diesel erneut zu verändern.
Der ADAC berichtet von ausgebauten Rußpartikelfiltern, deaktivierten AdBlue Systemen und ausgeschalteter Software. Das Prozedere birgt jedoch ein Risiko: Durch die Manipulation erlischt die Betriebserlaubnis. Bußgelder und Punkte in Flensburg drohen.

Wird die Abgasnorm nicht erfüllt, kann auch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen den Autobesitzer eingeleitet werden: Die Abgaswerte des Fahrzeugs bestimmen die Schadstoffklasse. Und diese entscheidet mit über die Höhe der zu zahlenden KFZ-Steuer. Wer das Software-Update rückgängig macht, entlässt also mehr Abgase, zahlt aber unberechtigter Weise weniger Steuern.

Ohne das Software-Update stößt der Motor wieder mehr Schadstoffe aus. Eine Erhöhung der Abgaswerte ist jedoch gesetzlich verboten. Die Fahrer müssen also mit juristischen Konsequenzen rechnen. Die Werkstätten hingegen müssen nicht unbedingt mit Folgen rechnen. Das Zurücksetzen der Software ist nicht strafbar.

Schadensersatz trotz Software-Update

Im Oktober 2020 rief das KBA 2.600 Modelle des VW Eos erneut zurück. Die Fahrzeuge wurden schon einmal zum Software-Update zurückgerufen. Danach waren die Abgaswerte aber immer noch zu hoch, sodass ein erneuter Rückruf erfolgte.
Tatsächlich wurde schon 2019, u. a. vom ARD-Magazin „Kontraste“, aufgedeckt, dass Diesel auch nach dem Update zu viele Stickoxide ausstießen. Auffällig war, dass die Abgaswerte nur bei Temperaturen zwischen 15 und 33 Grad korrekt funktionieren. Das sogenannte Thermofenster führt dazu, dass die Abgase noch schmutziger waren als vor dem Update.

Der Bundesgerichthof (BGH) verneinte allerdings am 11.03.2021 Schadensersatz nach dem Aufspielen des Software-Updates (VI ZR 889/20).