Abgasskandal: Packt verurteilter VW-Manager Oliver Schmidt jetzt aus?

Oliver Schmidt hat es hart getroffen im Diesel-Abgasskandal. Als einziger Verantwortlicher wurde er bisher am härtesten bestraft. Nun könnte sich Schmidt an seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem VW-Konzern, rächen.

VW möchte Schmidt „zum Schweigen“ bringen

Der ehemalige VW-Manager Oliver Schmidt gilt als Sündenbock im Diesel-Abgasskandal – und das will der 52-jährige nicht auf sich sitzen lassen. Nach Informationen des Onlinemagazins Business Insider plant er jetzt offenbar, über seinen Ex-Arbeitgeber, den VW-Konzern, auszupacken. Schmidt will sogar ein Buch über den größten Skandal in der Fahrzeugindustrie, den Abgasskandal, schreiben.

Beim VW-Konzern sieht man das selbstverständlich nicht gern. Angeblich gab es zwischen Schmidt und der Konzernspitze bereits Verhandlungen über die Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung. Diese Verhandlung ist, so berichtet der Business Insider, gescheitert. Schmidt lässt sich demnach von VW keinen „Maulkorb“ anlegen.

Sieben Jahre Gefängnis und dicke Geldstrafe

Oliver Schmidt war von Februar 2012 bis März 2015 bei VW in den USA tätig. Er hatte eine leitende Position inne und war u.a. für die Zertifizierung von Fahrzeugen durch US-Umweltbehörden zuständig. Nach seinem Aufenthalt bei VW in den USA ging er zurück nach Deutschland, wo er für Volkswagen in Wolfsburg tätig war. Verhaftet wurde er im Jahr 2017 auf dem Flughafen von Miami nach einem zweiwöchigen Amerika-Urlaub.

Am 6. Dezember 2017 wurde Schmidt wegen Verschwörung zum Betrug und Verstoßes gegen Umweltgesetze verurteilt. Die Strafe betrug sieben Jahren Haft und umfasste eine Geldstrafe in Höhe von 400.000 Dollar. Erfolglos versuchte Schmidt gegen eine Kaution von 1.6 Millionen Dollar freizukommen. Nachdem er zuerst seine Mittäterschaft bestritt, bekannte er sich schließlich für schuldig. Weiterhin schloss er eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft, wodurch sich sein mögliches Höchststrafmaß verringerte.

Fristlose Kündigung durch VW

Nach vier Jahren Haft in der Strafanstalt Milan, einem US-Gefängnis in Michigan, wurde Schmidt am 24. September 2020 nach Deutschland überstellt. Am 20. Januar 2021 wurde er aus der Haft entlassen. Schmidt ist aktuell arbeitslos: Nach seiner Verurteilung wurde er von VW fristlos gekündigt.

Was Oliver Schmidt nun mit seinem Wissen rund um den Diesel-Abgasskandal anfängt – einem Wissen, das er offenbar doch in größerem Umfang hat – bleibt abzuwarten. Aktuell jedenfalls läuft der Diesel-Prozess vor dem Landgericht München. Hier geben sich die einst fürstlich abgefundenen Verantwortlichen unschuldig, schieben den Abgasskandal auf betrügerische Techniker und wollen von alledem nach wie vor nichts gewusst haben.

Vom VW-Abgasskandal sind weltweit mehr als 11 Millionen Fahrzeuge betroffen. Allein in Deutschland liegt die Zahl bei über 2,5 Millionen. Längst ist dabei klar, dass nicht nur in VW-Dieseln unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut wurden, sondern auch in Dieseln anderer Fahrzeugherstellern.

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